Verstehen und Verändern

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Diese Aussage beschreibt einen psychologisch wertvollen Ansatz zur Selbstmotivation und Zielerreichung. Oft scheitern Menschen daran, große Herausforderungen anzugehen, weil sie sich von der Größe der Aufgabe überwältigt fühlen. Doch die Psychologie zeigt: Schritt für Schritt vorzugehen kann den Unterschied machen.

  1. Das Nötige tun – bedeutet, mit kleinen, machbaren Aufgaben zu starten. Psychologisch betrachtet hilft dies, Überforderung zu reduzieren und erste Erfolgserlebnisse zu schaffen.
  2. Das Mögliche tun – baut auf diesen Erfolgen auf. Durch das Prinzip der Selbstwirksamkeit wächst das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, auch größere Herausforderungen zu meistern.
  3. Plötzlich das Unmögliche schaffen – entsteht, wenn kontinuierlicher Fortschritt zu einem Flow-Zustand führt. Was anfangs unerreichbar schien, wird durch die Kombination aus Erfahrung, Lernen und Selbstvertrauen doch realisierbar.

In der Verhaltenstherapie werden große Probleme in kleine, lösbare Schritte zerlegt. Klienten werden motiviert psychologischen Prinzipien einzusetzen, um sich selbst zu motivieren und scheinbare Grenzen zu überwinden.

Das Leben ist nicht immer ein gerader, bequemer Weg. Oft genug begegnen uns Hindernisse, die wie Steine auf unserem Lebensweg erscheinen. Ob es unvorhergesehene Schwierigkeiten im Beruf, zwischenmenschliche Konflikte oder innere Blockaden sind – der Weg scheint plötzlich unüberwindbar und der Glaube an eine Lösung schwindet. Der Spruch „Wenn dir Steine in den Weg gelegt werden: Draufstellen, Aussicht genießen, weitergehen“ lädt uns jedoch ein, eine andere Perspektive einzunehmen.

Steine als Metapher für Hindernisse

Zunächst einmal sind die „Steine“ in diesem Spruch nicht nur körperliche Objekte. Sie symbolisieren vielmehr die Hindernisse, die uns das Leben in den Weg legt. Steine können in vielen Formen auftreten: unerwartete Lebenskrisen, negative Gedanken, Zweifel an uns selbst oder auch schwerwiegende Schicksalsschläge. Sie hindern uns daran, unseren gewohnten Pfad weiterzugehen und lassen uns an unserer Fähigkeit zweifeln, voranzukommen.

In der psychotherapeutischen Praxis und beim Coaching sprechen wir oft davon, wie Menschen ihre eigenen „inneren Steine“ wahrnehmen. Diese inneren Blockaden können Gefühle von Angst, Trauer oder Scham sein, die uns davon abhalten, unser wahres Potenzial zu entfalten. Oft entstehen solche Blockaden durch negative Erfahrungen aus der Vergangenheit oder durch den Druck, den wir uns selbst auferlegen.

Draufstellen – Die Perspektive ändern

Die erste Aufforderung im Spruch lautet, „draufzustellen“. Das bedeutet nicht, einfach die Hindernisse zu ignorieren oder sie zu überwinden, ohne sie zu hinterfragen. Vielmehr geht es darum, den „Stein“ als eine Möglichkeit zu sehen, die eigene Perspektive zu verändern. In der Therapie oder im Coaching arbeiten wir häufig mit der Idee, dass wir die Bedeutung von schwierigen Erfahrungen selbst gestalten können. Ein Hindernis muss nicht zwangsläufig nur etwas Negatives sein.

Wenn wir uns vorstellen, dass wir uns tatsächlich auf einen Stein stellen, können wir uns eine neue Perspektive verschaffen. Vielleicht erkennen wir plötzlich neue Möglichkeiten oder Lösungen, die vorher unsichtbar waren. Oftmals ist es der Abstand, der uns erlaubt, Dinge klarer zu sehen. Was uns anfangs als unüberwindbar erscheint, kann uns auf einer höheren Ebene neue Einsichten bringen.

In der Psychotherapie ist dies ein zentraler Aspekt der kognitiven Umstrukturierung. Indem wir unsere Denkmuster hinterfragen und herausfinden, wie unsere Perspektive auf Probleme unser Verhalten beeinflusst, können wir uns von der Macht dieser „Steine“ befreien.

Aussicht genießen – Achtsamkeit und Dankbarkeit

Der zweite Teil des Spruchs „Aussicht genießen“ lädt uns dazu ein, den Moment zu schätzen, in dem wir auf dem Stein stehen. Anstatt uns nur auf die Herausforderung zu konzentrieren, fordert uns der Spruch auf, innezuhalten und die Situation aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

In der psychotherapeutischen Arbeit mit Achtsamkeit lernen Klienten, im Hier und Jetzt zu leben und die Gegenwart zu erleben, ohne sich von Sorgen um die Zukunft oder der Last der Vergangenheit überwältigen zu lassen. Wenn wir die Aussicht genießen, erkennen wir oft, wie viel wir bereits gemeistert haben und wie weit wir gekommen sind. Diese Wertschätzung des Augenblicks fördert nicht nur die Resilienz, sondern auch das Vertrauen in unsere eigene Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen.

Die Praxis der Dankbarkeit kann in diesem Kontext besonders hilfreich sein. Indem wir uns bewusst auf das Positive konzentrieren, auch in schwierigen Zeiten, schaffen wir eine mentale Haltung, die es uns ermöglicht, trotz der Steine in unserem Weg weiterzugehen. Wir lernen, dass es nicht nur um das Überwinden von Hindernissen geht, sondern auch darum, das Gute zu sehen, das uns inmitten der Schwierigkeiten begegnen kann.

Weitergehen – Die Kunst der Resilienz

„Weitergehen“ ist die dritte Aufforderung im Spruch. Und genau hier liegt die wahre Kraft des Zitats. Es geht nicht darum, den Weg ohne Hindernisse zu suchen, sondern darum, mit den Hindernissen zu leben und trotzdem voranzuschreiten. In der Psychotherapie und Beratung sprechen wir von Resilienz – der Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen und trotz Widrigkeiten ein erfülltes Leben zu führen.

Resilienz bedeutet nicht, niemals zu fallen, sondern immer wieder aufzustehen. Jeder Schritt auf dem Weg ist ein Akt der Selbstermächtigung, auch wenn er uns durch schwierige Phasen führt. In dieser Haltung des Weitergehens steckt eine tiefe Akzeptanz des Lebens, wie es ist. Wir können nicht immer kontrollieren, was auf uns zukommt, aber wir können entscheiden, wie wir darauf reagieren. Wir können wählen, wie wir uns den Steinen in unserem Weg stellen – ob wir sie als unüberwindbare Hindernisse sehen oder als Chancen zur Weiterentwicklung.

Fazit

Der Spruch „Wenn dir Steine in den Weg gelegt werden: Draufstellen, Aussicht genießen, weitergehen“ fordert uns auf, das Leben mit einer neuen Perspektive zu betrachten. Steine sind nicht nur Hindernisse, sondern auch Möglichkeiten, unseren Blickwinkel zu ändern, die Gegenwart wertzuschätzen und trotz aller Widrigkeiten weiterzugehen. In Psychotherapie, Beratung oder Coaching lernen wir, dass es nicht darum geht, die Steine zu meiden, sondern sie als Teil des Weges anzunehmen und daran zu wachsen. Indem wir auf die Steine steigen, die Aussicht genießen und weitergehen, entwickeln wir uns zu resilienteren und selbstbewussteren Menschen.

"Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche
und plötzlich schaffst du das Unmögliche!"
Franz von Assisi